Sensitivity Reader*innen prüfen Texte, aber auch Filme oder gesprochene auf verletzende oder missverständliche Darstellungen und Ausdrucksweisen. Es geht dabei nicht darum,  Themen zu verbieten oder gar zu zensieren, sondern  darum, Autor*innen zu helfen, die richtigen Worte zu finden, für das, was sie eigentlich Ausdrücken möchten. Es geht um um Authentizität und den sensiblen Umgang mit Marginalisierung und Diskriminierung.

Sensitivity Reader*innen sind Personen aus marginalisierten Gruppen, die sich mit den Diskursen um ihr Thema auseinandersetzen und einen Bezug zur Literatur haben – ob als Buchblogger*innen, Autor*innen, Journalist*innen oder Lektor*innen. Sensitivity Reader bemühen sich, verschiedene Sichtweisen aus ihrer Gruppe zu repräsentieren, doch da die Qualifikation die eigene Lebenswelt ist, kann ein Sachverhalt unter den Betroffenen unterschiedlich gewertet werden. Manche Autor*innen ziehen deshalb verschiedene Sensitivity Reader*innen zurate.

Sensitivity Reading ersetzt kein Lektorat, vielmehr ist es ein ergänzender Schritt für das Lektorat, weshalb wir ein Austausch zwischen den Sensitivity Reader*innen und Lektor*innen empfehlen.

Sensitivity Reading kann unterschiedlich realisiert werden. 

Sensitivity Beratung: Wenn das Manuskript noch nicht geschrieben ist oder in den Babyschuhen steckt und Sie sich vergewissern wollen, dass die Idee, der Plot oder die Figuren authentisch sind und/oder Ihre Geschichte keine problematischen Narrative beinhalten, können Sie Sensitivity Reader*innen zur Beratung heranziehen.

Partielles Sensitivity Reading: Wenn Sie nur an bestimmten Textbaschnitten Unsicherheiten haben, können Sie Sensitivity Reader*innen heranziehen, die sich diese Stellen anschauen. Das kann beispielsweise zutreffen, wenn Sie nur in einer Szene eine Figur einbauen, die z. B. eine Behinderung hat.

Komplettes Sensitivity Reading: Wenn Sie ein fertiges Manuskript haben und es auf authentische Darstellungen, problematische Klischee oder Stereotype und Mikroaggressionen überprüfen lassen wollen, können Sie einen oder mehrere Sensitivity Reader*innen dafür heranziehen, vor allem wenn verschiedene Themen behandelt werden.