Tom Orgel (Autor)

Ich bin Tom, die eine Hälfte des Autorenteams T. S. Orgel, das ich mit meinem Bruder Stephan bilde. Wir schreiben seit ca. 2009 vorrangig Fantasyromane, aber auch Steampunk und Science-Fiction, zuletzt 2019 mit TERRA und jetzt wieder mit dem im Mai erscheinenden BEHEMOTH, der zwar keine Fortsetzung zu Terra ist, aber doch im selben Universum (aufbauend auf unserer realen Gegenwart) spielt. Unsere Schwerpunkte sind dabei meist gesellschaftliche: Wir erzählen unsere Geschichten in der Regel nicht aus den Blickwinkeln der Reichen, Prominenten und Mächtigen, sondern aus denen des „Fußvolks”, das ausbaden darf, was andere der Welt eingebrockt haben. Auch wenn einige dabei gelegentlich über sich hinauswachsen. Wir spielen gern mit Klischees und Tropes, normalerweise aber, um sie irgendwann zu brechen. Was uns hoffentlich gelegentlich auch zufriedenstellend gelingt.

Der aktuelle Roman, BEHEMOTH, handelt davon, dass die Menschheit in rund 200 Jahren von einem lebensfreundlichen Planeten in einem „nahen” Sonnensystem erfahren, und daraufhin drei riesige Generationenraumschiffe gebaut hat, um wenigstens einen Teil der Menschen aus unserem reichlich verwohnten Sonnensystem zu retten und ein zweites Standbein in jenem neuen zu suchen. Dafür wurde auf allen Schiffen eine aus möglichst vielen Kulturen und Völkern von Erde, Mond und Mars bestehende Besatzung zusammengestellt, die allerdings unterschiedliche gesellschaftliche Konzepte nutzen sollten, um die über 150 Jahre dauernde Reise zu überstehen: eine auf genetische Optimierung ausgelegte, streng hierarchische Gesellschaft, eine demokratisch angelegte Siedlergemeinschaft in Selbstregulierung und ein Kälteschlaf-Schiff mit minimaler Rumpfbesatzung.

Allerdings geht auf der generationenlangen Reise nicht alles glatt und die Gesellschaften auf zweien der Schiffe stehen ähnlich knapp vor dem Zusammenbruch wie ihre Schiffe selbst vor dem endgültigen Auseinanderfallen (Schiff 3, das Kryoschiff, und verharrt in ewigem, internen Tiefschlaf und Stillstand).

Als die drei Schiffe, immer noch 20 Reisejahre von ihrem Ziel entfernt, auf ein gigantisches Raumschiffwrack nicht irdischen Ursprungs treffen, geraten die zerfallenden, bisher weitgehend voneinander isolierten Gesellschaften in direkten Konflikt miteinander. Denn das Wrack und seine Geheimnisse (und Rohstoffe) könnten der entscheidende Schlüssel zum Überleben sein – wenn die drei unterschiedlichen Kulturen die außerirdische – und einander überleben …

www.ts-orgel.de; behemoth-roman.de

 

Warum war dir Sensitivity Reading bei diesem Projekt wichtig? Was war der Anstoß, dir Sensitivity Reader zu suchen?

Einer der Erzählstränge in unserem Science-Fiction spielt auf einem Raumschiff, auf dem keine futuristische Supertechnologie zur vollständigen medizinischen Beseitigung von körperlichen Behinderungen gibt (die klassische SF-Ausrede) – und das wollten wir auch zeigen, indem wir einer zentralen Figur eine Behinderung gaben, mit der sie eben lebt. Das ist ein wiederkehrendes Element in unseren Geschichten, zumal bei Leuten, die in gefährlicher Umwelt leben, aber wir hatten das Gefühl (und auch die Rückmeldungen), dass wir das zu oberflächlich, kosmetisch behandeln. Nachdem Britta mir von Details ihrer Augenbehinderung erzählt hatte, über die ich mir, als jemand mit zwei gesunden Augen, noch nie Gedanken gemacht habe, fand ich, dass es sinnvoll wäre, sie konkret in den Arbeitsprozess einzubeziehen.

Zu all den hier auftretenden kleinen und großen Änderungen im Lebensalltag einer betroffenen Person hat eben diese wesentlich mehr Zugang als jemand wie ich, der sich damit im täglichen Leben nie konfrontiert sieht.

Wenn man eben erstmal verstanden hat, dass z. B. ein Glasauge nicht zum Comic-Relief taugt (es sei denn eine betroffene Person macht es dazu), kann man diese Problematiken ganz anders, wesentlich lebensechter und organischer in die Geschichte einbinden – und vielleicht sogar neue, kreative Lösungsansätze für Tropes ebenso wie für Geschichtenelemente finden. Mir ist es wichtig, auch Behinderungen als normal darzustellen und die Behinderung nicht als definierendes Haupt-Element einer Person, aber das geht nur, wenn man einen Einblick bekommt, wie viel des täglichen Lebens davon wirklich bestimmt wird – und auch ein wenig, wie sich das auf die Psyche auswirken kann.

Einen gewissen Einblick hatte ich zwar schon durch meine früheren Zivildienst in der Schwerstbehindertenpflege, aber es ist nochmal was anderes, gezielte Fragen zu stellen.

Wobei mir auch klar ist, dass man mit der Darstellung einer betroffenen Person immer noch nicht für ALLE sprechen kann – eben weil jeder Mensch anders ist und gleiche Behinderungen von allen Betroffenen individuell wahrgenommen und physisch wie psychisch verarbeitet werden (coping mechanisms).

 

Mit welchen Sensitivity Reader hast du zusammengearbeitet und wie lief es ab? Wie ist der Kontakt zustande gekommen, inwiefern hatte der Verlag damit zu tun?

In diesem konkreten Fall habe ich mit der Autorenkollegin Britta Redweik gearbeitet. Unser Kontakt bestand schon vorher, durch wiederholten Online-Austausch (Facebook, Twitter) zu allgemeinen Autorenthemen wie auch speziell zu Science-Fiction, die wir ja beide schreiben. Britta hatte als Betroffene mehrfach von ihrer Behinderung erzählt (und ja auch ein Buch über ihr Leben mit Behinderung in Deutschland, geschrieben, das sehr lesenswerte Einblicke und Denkanstöße bietet: „Britta Redweik – Unter drei Augen”) und sie an dieser Stelle als Korrektiv-Instanz für die eigene Geschichte heranzuziehen, war einfach die logische Konsequenz. Das lief tatsächlich komplett ohne den Verlag unter Kolleg*innen ab, als Erfahrungsaustausch, in dem wir auch über Punkte in ihren Projekten gesprochen haben. Was es natürlich ein wenig vom „gebuchten” Sensitivity Reader unterscheidet, aber an dieser Stelle gebe ich zu, nicht bewusst über Sensitivity Reading nachgedacht zu haben, sondern – ganz eigennützig – darüber, meine Geschichte besser, realistischer zu machen.

 

Magst du verraten, wie die Arbeit am Text aussah? Vielleicht hast du ein paar Beispiele oder Erkenntnisse, die dich überrascht haben?

Als einmal der Beschluss stand, dass eine Protagonistin, Assa, ein Auge durch einen Arbeitsunfall verloren hatte, habe ich mit Britta zusammen einige Optionen durchgegangen, die an sich schon sehr erhellend waren, angefangen von Materialproblemen von Prothesen in diesem Bereich an sich (sind Mikrostrukturen im Material, wie sie durch z. B. 3-D-Druckproduktion entstehen, erträglich – und wenn ja, wie wirkt sich das trotzdem aus? Was ist mit Bakterien, Infektionsgefahr, Reizungspotenzial, Reinigung und so weiter?) über veränderte Reaktionen eines nicht intakten Auges bis hin zu psychologischen Anforderungen durch die Reaktionen Außenstehender auf eine Behinderung.

Da haben wir unter anderem: Tränen und Windproblematiken, fehlendes 3-dimensionales Sehen (das eben nicht nur Dinge wie Fahrzeug führen, sondern auch mehrdimensionale Räume in Computersimulationen zu einem großen Problem macht – vom klassischen SF-Element „Holografie” ganz zu schweigen) und sogar „lltagsprobleme”, die durch standardisierte Werkzeuge (wie kratzt man sich als nicht Betroffene in einem Raumanzug am Auge – und wie geht das mit Prothese?) entstehen. Aber auch offene Anfeindungen, Mikroaggressionen, falscher (und passender) Humor und der Umgang damit, unbeholfene Reaktionen Außenstehender und offene wie unterschwellige Werturteile spielen eine Rolle.

»Verdammter Mist – Dieser Ort sorgt dafür, dass meine Augenhöhle juckt.« Assa hatte erneut einen privaten Kanal geöffnet und nutzte ihn im Lauf der vergangenen Viertelstunde vor allem dazu, unverständlich vor sich hin zu fluchen.

Über den offenen Kanal des Teams waren anfangs ähnliche gemurmelte Lautäußerungen der übrigen Leute gekommen, doch Jameson hatte sie scharf unterbunden, und seitdem herrschte weitgehend düsteres Schweigen.

Helen seufzte. »Und was genau bedeutet das?«

»Dass es juckt«, knurrte Assa gereizt. »Und ich habe keine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Weil ich einen Scheiß-Helm aufhabe. Ich habe keine Ahnung, wie du das stundenlang aushältst.«

»Na ja, es gibt da diesen kleinen Scheuerschwamm im Helm. Du kannst ihn ausfahren und dir damit an der Nase oder wo immer es juckt …«

»Ich muss mein verdammtes Auge dafür rausnehmen«, warf Assa trocken ein, und Helen verstummte.

»Sorry«, sagte sie nach einer Weile. »Ich vergesse immer …«

»Hör auf, um Entschuldigung zu bitten. Der Mann, der uns alle hier rübergeschickt hat, müsste das tun – und er wird es garantiert nicht.«

Bei jedem neu auftretenden Problem habe ich Britta (meist per Chat) gefragt, welche Aspekte und Probleme sie sieht, und wir haben durchgesprochen, was Lösungen sein könnten.

Von den Gesprächen ist allerdings zum Teil dann nur ein Halbsatz in den Text eingeflossen – nicht zuletzt, weil die Figur nur eine von einem halben Dutzend Protagonisten ist und andere ihrer Aspekte (sie ist als Mechanikerin im Team) auch für sie wichtiger sind. Das heißt, nicht jedes Problem ist am Ende in die Geschichte eingeflossen. Es war auch ein Abwägen zwischen der Frage, was die Figur interessanter und realistischer macht, was tatsächlich die Geschichte fördert – und was den Fokus der Erzählung zu sehr verschieben würde. Auch darüber haben wir gesprochen.

 

Was hast du für dich persönlich mitgenommen?

Ich muss noch mehr fragen.

Recherchen in Wikipedia und Co helfen nur bedingt weit – und das, was ich dabei gelernt habe, macht unsere Geschichte hoffentlich zumindest in diesem Bereich besser – und interessanter. Das gilt so ziemlich für alles: Wenn ich über einen Schmied schreibe, dann besuche ich idealerweise einen und rede mit ihm, wenn ich über das Reiten schreibe, ist es sinnvoll, mal auf einem Pferd gesessen zu haben, beim Schreiben über Raumfahrt und Technologie haben wir z. B. auch schon für unseren 1. SF-Roman, TERRA, Astronomen und Raumfahrttechniker zu Rate gezogen – und mit Aspekten wie Behinderungen ist es einfach nicht anders. Oder sollte es zumindest nicht sein. Den anderen Blickwinkel, die andere Erfahrungswelt, widerzuspiegeln macht eine Geschichte lebensechter – und gibt am Ende auch den Leser*innen eine reichere Erfahrungswelt und den Betroffenen eine realistischere Repräsentation. Das wird schon deshalb nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich zu passenden Stellen den Rat Betroffener hinzuziehen werde, selbst wenn auch das keine 100%ige Garantie ist, alles richtig zu machen. Britta hat mir hier eine Erfahrung aus meinem Zivildienst bestätigt: Es gibt keine „Standardbehinderung” und keine Standard-Umgangsweise mit Betroffenen. Aber ein realistischer Blick auf die Problematiken und den Umgang damit ist immer ein Schritt in die richtige Richtung.

Davon abgesehen macht es Spaß, mit jemandem wie Britta zusammenzuarbeiten – es hat sicherlich geholfen, dass sie ebenso Autorin und SF-Fan ist wie ich und sie auch um erzählerisch notwendige Priorisierungen weiß. Was für meine Arbeit natürlich ein Luxus war.

Aber auch ohne diesen Luxus ist der Wert von persönlicher Erfahrung kaum zu überschätzen.

 

Britta Redweik (Sensitivity Reader)

Unter dem Pseudonym Britta Redweik habe ich bisher eine Biographie zum Leben mit Behinderung in Deutschland geschrieben – als studierte Soziologin natürlich mit Exkurs zur Statistik, weil ich mir im Studium eine ganz kleine Statistiksucht zugelegt habe. Ansonsten versuche ich, erste Schritte in der Fantasy und im Sci-Fi zu machen. Zum Sensitivity Reading allerdings bin ich eher dadurch gekommen, dass ich einfach keine Lust mehr auf Desinformationen in den Medien hatte, laut geschrien habe und allen um mich herum anbat, ihnen zu helfen, damit nicht noch mehr Unsinn in die Medien kommt.

Finden könnt ihr mich hier: https://brittaredweik.de/.

 

Für welche Bereiche machst du Sensitivity Reading und was ist dir wichtig?

Bisher schlicht fürs Thema Glasauge beziehungsweise Augenprothese, weil das noch so die am einfachsten zu erklärende meiner Behinderungen ist. Wichtig ist mir dabei vor allem: Zumindest in Deutschland sind Glasaugen nicht rund. In den USA gibt es verschiedene Formen, die auch einen eher runden Sockel beinhalten, aber die sind zumindest in Deutschland noch nicht verbreitet. Entsprechend rollen Glasaugen auch nicht einfach mal so als Comic Relief durch die Gegend. (Wobei es tatsächlich in den USA seit Anfang der 90er auch runde Augenprothesen zu geben scheint. Leider finde ich keinerlei Informationen, warum in den USA diese Form bevorzugt wird und wie sichergestellt werden kann, dass diese sich, wie die hierzulande üblichen, an jede Augenhöhle individuell angepassten Hohlhalbkugeln, richtig in der Höhle verhaken und sicher sitzen.)

Dennoch, dass wir uns aufregen und das Auge dann plötzlich herumkugelt? Macht das bitte nicht. Wenn das Auge rausfällt, ist man entweder zu sehr gewachsen und braucht ein Neues, es war falsch drin, oder es wurde schlecht angefertigt. Und lustig ist nichts davon.

Also, man merkt, wichtig ist mir vor allem, die ständige Falschdarstellung zu verhindern, weil man sich dann als Einäugige*r ständig erklären und mit Missverständnissen aufräumen muss, wenn man Leute neu kennenlernt. Und klar, für Freund*innen mache ich das natürlich gern und hab auch Geduld – aber weniger zu leistende Aufklärungsarbeit ist immer besser, und da kommen die Medien ins Spiel.

Andere Bereiche, in denen ich etwas Erfahrung (zumindest von Betroffenenseite) habe: Reizblase/Harnwegsverengung, Skoliose, Asthma (samt Lungenmissbildung), Eisenmangel, Depression und so Kleinigkeiten wie zu lockere Bänder in Füßen (man glaubt gar nicht, wie nervig so etwas sein kann, obwohl es dafür keinerlei Grad der Behinderung gibt).

 

Was war an diesem Projekt herausfordernd/besonders?

Zunächst einmal war es meine erste Erfahrung überhaupt im Sensitivity Reading. Und es hat mich auch etwas vor Herausforderungen gestellt, weil die Figur im Buch nicht nur ein normales Glasauge, sondern eine richtige funktionierende Prothese hat, die auch Bilder transportieren kann. Etwas, was es in unserer Zeit noch nicht gibt. Da musste ich also auch mich hinterfragen. Wie wäre es, würde ich plötzlich zwei Sehnerven haben, die Informationen weiterleiten? Da schon eine neue Brille immer ein Problem ist, kann ich „educated guesses“ abgeben: Völlig angenehm ist das sicher nicht. Und auch die Überlegung, wie man die Tränen, die selbst ein Auge aus reinem Glas schon auf Dauer angreifen, davon abhalten kann, die Elektronik lahmzulegen. So war das nicht nur rein handwerklich für mich ein Lernprozess – sondern auch ein bisschen eine Hinterfragung meiner Selbst. (Besonders hinsichtlich meines Traums, eines Tages ein funktionierendes zweites Auge zu kriegen. Jaaaa, nein, mittlerweile lieber doch nicht.) Aber es hat unglaublich Spaß gemacht, meine Lebensrealität etwas in die Zukunft zu versetzen und zu überlegen, mit welchen Problemen ICH da zu kämpfen hätte.

 

Was möchtest du anderen Autor*innen, aber auch Sensitivity Reader mitgeben?

Auch, wenn es nur um einzelne Szenen geht, sucht euch Betroffene und tauscht euch mit denen aus. Dabei geht es nicht nur darum, das Buch so zu gestalten, dass es niemanden verletzt. Denn, um ehrlich zu sein, das ist schwer möglich. Gerade bei Behinderungen kann jede*r Betroffene etwas anders erleben, so, dass das, was für die eine Person Lebensrealität ist, für die andere schon wie Humbug wirkt. (Funfact: Bis vor kurzem habe ich es für absolut beleidigend gehalten, Einäugige ständig mit Augenklappe darzustellen. Jetzt weiß ich, dass es einen republikanischen Politiker gibt, der wirklich eine trägt. Ob der sich allerdings von den Medien dazu genötigt fühlt, oder sogar ständige Entzündungen hat, und sie deshalb aus medizinischen Gründen braucht, weiß ich nicht. Die absolute Mehrheit trägt aber real keine Augenklappe, denn die ist unglaublich unangenehm.) – Nein, es bringt euch vielleicht auch kleine spannende Details, die einen Charakter runder machen. Oder sogar Ideen für kleine Gimmicks in der Welt, die ihr erschafft.

Aber … bitte hört auch auf, Sensitivity Reading immer komplizierter zu machen. Schon jetzt gibt es wieder extreme Hürden, so, dass ich mich beispielsweise abseits von der Zusammenarbeit mit Tom, den ich sehr schätze, nicht trauen würde, SR zu machen. Das mag bei anderen Marginalisierungsformen und sogar anderen Behinderungen anders sein, aber ich kann mich nicht ständig bei meinen Behinderungen weiterbilden, weil ich bei vielen nicht einmal andere Betroffene kenne und es auch so gut wie keine Forschung gibt – erst recht keine, die für Nicht-Mediziner*innen zugänglich wäre. Und was ist mit geistigen Behinderungen und leichter Sprache? Auch dafür müsste es doch auch Sensitivity Reader*innen geben, damit Autor*innen da Hilfe kriegen können. Aber wenn man gleichzeitig Expert*in im eigenen Fachgebiet sein muss und nebenbei auch Fähigkeiten im Lektorat aufweisen soll … Na ja, das baut halt Hürden auf, die zumindest für manche Behinderungen nicht zu nehmen sind.

Also … Sowohl zu Autor*innen, als auch zu anderen Sensitivity Reader*innen: Bitte gebt auch denen Platz, die bisher an den SR-Hürden scheitern. Das nützt uns allen. Bietet Rahmen, wo auch die eigene Lebensrealität schon hilfreich ist, ohne dass man ein Germanistik- oder Medizinstudium braucht. Und Autor*innen: Kommt gern zu uns. Ihr habt ja keine Ahnung, was für ein unglaublich tolles Gefühl es ist, wenn jemand wirklich mal zuhört, interessierte und überlegte Fragen stellt, und die Antworten dann wirklich reflektiert und gut einbaut. Wenn man gesehen und gehört wird! Das ist eine Erfahrung, die ich vorher außerhalb der Behindertenbubble gar nicht kannte, und auch da nur spärlich. So schön.